Der dunkle Abstieg in den Kopf eines Serienmörders: Die Erforschung von ‚American Psycho‘ von Bret Easton Ellis

Bret Easton Ellis‚ umstrittener Roman „American Psycho“ ist eine fesselnde und verstörende Erkundung der Abgründe menschlicher Verderbtheit. In dem 1991 veröffentlichten Roman geht es um Patrick Bateman, einen wohlhabenden und erfolgreichen Investmentbanker, der in der dekadenten Welt des Manhattan der 1980er Jahre lebt. Durch die explizite und gewalttätige Darstellung von Batemans sadistischen Impulsen stellt Ellis gesellschaftliche Normen in Frage und zeigt die dunkle Seite der amerikanischen Konsumkultur auf. Mit seiner fesselnden Erzählung und seinem schockierenden Inhalt bleibt „American Psycho“ ein polarisierendes Werk, das den Leser zwingt, sich mit unbequemen Wahrheiten über die Fähigkeit der Menschheit zum Bösen auseinanderzusetzen.

Zitat aus American Psycho von Bret Easton Ellis

American Psycho Kapitel 1: Der Geist eines Monsters

Im ersten Kapitel stellt uns Bret Easton Ellis Patrick Bateman vor, den rätselhaften Protagonisten des Romans. Bateman ist ein wohlhabender, erfolgreicher und scheinbar normaler Investmentbanker, der sich den Exzessen der Wall Street-Kultur der 1980er Jahre hingibt. Im Laufe des Kapitels wird jedoch deutlich, dass sich hinter Batemans polierter Fassade etwas zutiefst Beunruhigendes verbirgt. Ellis zeichnet ein anschauliches Bild von Batemans Besessenheit von Äußerlichkeiten, seinem akribisch aufgebauten Image und den unheimlichen Gedanken, die seinen Geist plagen. Das Kapitel bereitet die Bühne für die dunkle und verdrehte Reise in die Tiefen von Batemans Psyche.

Kapitel 2: Die Fassade bekommt Risse

Im weiteren Verlauf des Romans beginnt die Fassade von Batemans Normalität zu bröckeln. In diesem Kapitel erforscht Ellis den Zerfall von Batemans Geisteszustand, da seine gewalttätigen und sadistischen Impulse immer schwerer zu kontrollieren sind. Batemans Besessenheit von Perfektion und sein Bedürfnis nach Kontrolle nehmen zu und führen zu immer verstörenderen Gewalttaten. Ellis bewegt sich gekonnt auf der fließenden Grenze zwischen Realität und Halluzination und lässt den Leser die wahre Natur von Batemans Handlungen hinterfragen. Das Kapitel taucht in die Dunkelheit ein, die in Bateman steckt, und gibt einen Vorgeschmack auf die kommenden Schrecken.

Kapitel 3: Ein Porträt einer besessenen Gesellschaft

In diesem Kapitel richtet Ellis seinen scharfen und satirischen Blick auf die materialistische und oberflächliche Welt, in der Bateman lebt. Anhand von Batemans Begegnungen mit seinen wohlhabenden und oberflächlichen Altersgenossen kritisiert Ellis die exzessive Konsumkultur und die Besessenheit von Status und Äußerlichkeiten. Von verschwenderischen Partys bis hin zu Designerkleidung deckt Ellis die Hohlheit und Leere von Batemans sozialem Umfeld auf. Das Kapitel dient als bissiger Kommentar zu den entmenschlichenden Auswirkungen des Konsumverhaltens und dem moralischen Bankrott, der in einer von Gier getriebenen Gesellschaft gedeihen kann.

Kapitel 4: Die entfesselte Gewalt

Im vielleicht schockierendsten Kapitel des Romans schildert Ellis schonungslos die sadistischen Taten Batemans. Die Gewalt ist viszeral, brutal und verstörend und zwingt den Leser, sich mit den Abgründen menschlicher Verderbtheit auseinanderzusetzen. Ellis‘ lebendige und schonungslose Beschreibungen hinterlassen einen unauslöschlichen Eindruck in der Psyche des Lesers, fordern unsere Sensibilität heraus und zwingen uns, unbequeme Wahrheiten über die Natur des Bösen zu erkennen. Dieses Kapitel überschreitet die Grenzen dessen, was in der Literatur akzeptabel ist, und ruft gleichermaßen Faszination und Abscheu hervor.

Kapitel 5: Die Masken, die wir tragen

Im weiteren Verlauf des Romans vertieft Ellis die Frage nach der Identität und den Masken, die wir tragen, um uns in der komplexen Gesellschaft zurechtzufinden. Batemans Besessenheit von Äußerlichkeiten und sein Kampf um die Aufrechterhaltung seines sorgfältig aufgebauten Images unterstreichen das Thema der Identitätskrise. Ellis zwingt uns dazu, die Authentizität unserer eigenen Identität zu hinterfragen und das Ausmaß, in dem gesellschaftliche Erwartungen unsere Identität prägen. Das Kapitel wirft wichtige existenzielle Fragen auf und fügt der Erforschung von Batemans Psyche eine philosophische Ebene hinzu.

Kapitel 6: Reflexionen und Konsequenzen

Im letzten Kapitel beginnen die Konsequenzen von Batemans Handlungen ihn einzuholen. Ellis erforscht die Folgen der Gewalttaten und den psychologischen Tribut, den sie von Batemans zerbrechlichem Geist fordern. Das Kapitel setzt sich mit Themen wie Schuld, Reue und der Suche nach Erlösung auseinander. Ellis bewegt sich gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Vernunft und Wahnsinn und hinterlässt beim Leser ein Gefühl von Unbehagen und Unklarheit. Das Kapitel dient als abschreckende Erinnerung daran, dass das Böse an den unerwartetsten Orten existieren kann und dass die Folgen unserer Handlungen uns noch lange nach den Taten verfolgen können.

Illustration American Psycho von Bret Easton Ellis

Berühmte Zitate aus „American Psycho“ von Bret Easton Ellis

  1. „Es gibt eine Vorstellung von einem Patrick Bateman, eine Art Abstraktion. Aber es gibt kein wirkliches Ich: nur eine Entität, etwas Illusorisches.
    • Dieses Zitat bringt das zentrale Thema des Romans auf den Punkt: die Leere und Oberflächlichkeit von Batemans Existenz. Trotz seines äußeren Erfolges und seines geschliffenen Äußeren fühlt sich Bateman ohne wahre Identität oder emotionale Tiefe. Diese Aussage spiegelt den breiteren Kommentar des Buches über die entmenschlichenden Auswirkungen der Konsumkultur wider, in der Äußerlichkeiten über echte menschliche Beziehungen gestellt werden.
  2. „Ich muss ein paar Videokassetten zurückbringen.“
    • Dieser Satz, den Bateman oft als Ausrede benutzt, um Situationen zu verlassen oder Fragen auszuweichen, ist zum Sinnbild für die Realitäts- und Verantwortungsvermeidung der Figur geworden. Es ist eine banale und triviale Ausrede, die in krassem Gegensatz zur schrecklichen Natur seiner Handlungen steht und die Absurdität und Banalität seiner Versuche unterstreicht, eine Fassade der Normalität aufrechtzuerhalten.
  3. „Das ist kein Ausgang.“
    • Dieses Zitat steht am Ende des Romans und dient als eindringlicher und zweideutiger Schluss. Es deutet darauf hin, dass es kein Entkommen aus der oberflächlichen, materialistischen Welt gibt, in der Bateman und seinesgleichen leben. Der Satz kann auch als Kommentar zu Batemans geistigem Zustand interpretiert werden, der andeutet, dass es keinen Ausweg aus seiner Psychopathie und der damit verbundenen Leere gibt.
  4. „Es läuft auf Folgendes hinaus: Ich fühle mich beschissen, sehe aber toll aus.“
    • Dieses Zitat verdeutlicht die Diskrepanz zwischen Schein und Wirklichkeit in Batemans Leben. Es spiegelt die Kritik des Romans an einer Kultur wider, die Äußerlichkeiten und materiellem Erfolg Vorrang vor emotionalem Wohlbefinden und moralischer Integrität einräumt. Batemans Fokus auf gutes Aussehen auf Kosten seiner Menschlichkeit und der anderer unterstreicht die dunkle Satire des Romans.
  5. „…es gibt keinen wirklichen Unterschied zwischen einem Essen bei Dorsia und einem Essen bei Barcadia oder Pastels oder Le Cirque oder sogar McDonald’s. Sie bieten dasselbe an, einen Lebensstil, einen Look, eine Einstellung…“
    • Mit dieser Reflexion kritisiert Bateman die Homogenität und Leere der Konsumkultur, die seine soziale Welt bestimmt. Die Aussage deutet darauf hin, dass trotz des Anspruchs auf Einzigartigkeit und Exklusivität diese High-End-Lokale im Grunde austauschbar sind und nicht nur Lebensmittel, sondern auch ein Image verkaufen. Es ist eine Kritik an der Kommerzialisierung des Lebensstils und an den oberflächlichen Unterscheidungen, die den sozialen Status in seiner Welt definieren.

Wissenswertes über „American Psycho“

  1. Umstrittene Veröffentlichung: Der grafische Inhalt des Romans führte dazu, dass sein ursprünglicher Verleger, Simon & Schuster, ihn nur wenige Monate vor dem geplanten Veröffentlichungstermin fallen ließ. Er wurde später von Vintage Books aufgegriffen und veröffentlicht. Die Kontroverse über den gewalttätigen und sexuellen Inhalt hat dazu geführt, dass das Buch in mehreren Ländern verboten oder eingeschweißt verkauft wurde.
  2. Kultklassiker-Status: Trotz (oder gerade wegen) seiner kontroversen Natur hat „American Psycho“ den Status eines Kultklassikers erreicht. Viele halten ihn für ein satirisches Meisterwerk, das den Materialismus und die Oberflächlichkeit der Yuppie-Kultur an der Wall Street der 1980er Jahre kritisiert.
  3. Verfilmung: Im Jahr 2000 wurde „American Psycho“ unter der Regie von Mary Harron und mit Christian Bale als Patrick Bateman in der Hauptrolle verfilmt. Der Film ist inzwischen selbst zu einem Kultklassiker geworden, und Bales Leistung wurde allgemein gelobt.
  4. Feministische Regisseurin: Die Regisseurin des Films, Mary Harron, und die Co-Drehbuchautorin, Guinevere Turner, sind beide Feministinnen. Sie gingen an die Verfilmung heran, indem sie die satirischen Elemente des Romans betonten und sich darauf konzentrierten, die Frauenfeindlichkeit des Protagonisten und seiner Welt zu kritisieren, anstatt sie zu verherrlichen.
  5. Musical-Adaption: „American Psycho“ wurde auch als Bühnenmusical adaptiert, das 2013 in London uraufgeführt wurde, bevor es 2016 an den Broadway kam. Das Musical vertieft die Themen des Romans durch Gesang und fügt der Interpretation der Geschichte eine einzigartige Dimension hinzu.
  6. Cameoauftritt des Autors im Film: Bret Easton Ellis hat einen Cameoauftritt in der Verfilmung von „American Psycho“. Er ist in einer Szene auf einer Party zu sehen, die der Verfilmung eine Ebene des Meta-Kommentars hinzufügt.
  7. Fehlinterpretation durch Serienmörder: Als dunkles Spiegelbild seines Inhalts wurde der Roman von mehreren realen Verbrechern als Einfluss oder Inspiration angeführt. Dieser unglückliche Aspekt hat zur Berühmtheit des Buches beigetragen und Debatten über die Auswirkungen von Gewaltmedien auf das Verhalten ausgelöst.
  8. Kritische Rezeption: Der Roman erhielt bei seiner Veröffentlichung gemischte Kritiken. Einige Kritiker geißelten ihn wegen seiner grafischen Gewalt und seiner vermeintlichen Frauenfeindlichkeit, während andere ihn für seine scharfe Gesellschaftssatire und seine Kritik an der Konsumkultur lobten. Im Laufe der Zeit wurde er von vielen als ein bedeutendes Werk der amerikanischen Literatur des späten 20. Jahrhunderts angesehen.
  9. Recherche und Authentizität: Ellis verbrachte viel Zeit mit Recherchen und tauchte in die Welt ein, die er persiflierte. Dazu gehörten Markennamen, Restaurantnamen und die Kleinigkeiten der Yuppie-Kultur der 1980er Jahre, um eine realistische und eindringliche Kulisse für die Ereignisse des Romans zu schaffen.
  10. Einfluss auf die Populärkultur: „American Psycho“ hat einen beträchtlichen Einfluss auf die Populärkultur gehabt, indem es verschiedene Medienformen beeinflusst hat und in Filmen, Musik und Fernsehsendungen zitiert wurde. Die Kritik an der Konsumgesellschaft und dem hohlen Streben nach Perfektion ist nach wie vor aktuell und wird in Diskussionen über die amerikanische Literatur und Kultur häufig zitiert.

Fazit: American Psycho

Bret Easton Ellis‘ „American Psycho“ ist eine verstörende und zum Nachdenken anregende Erkundung der dunkelsten Abgründe des menschlichen Geistes. Durch die schonungslose Darstellung von Gewalt zwingt Ellis die Leser dazu, sich mit unbequemen Wahrheiten über die Gesellschaft, die Konsumkultur und das Potenzial des Bösen, das in uns allen steckt, auseinanderzusetzen. Auch wenn der explizite Inhalt und die grafischen Szenen für manche Leser schwer zu ertragen sind, bleibt „American Psycho“ ein wichtiges literarisches Werk, das unser Verständnis von Menschlichkeit, Moral und der zerbrechlichen Fassade der Zivilisation in Frage stellt. Es ist ein Roman, der weiterhin provoziert und beunruhigt und uns auf eindringliche Weise an die Fähigkeit zur Dunkelheit erinnert, die unter der Oberfläche unseres scheinbar gewöhnlichen Lebens lauert.

Nach oben scrollen